Bericht in der DOZ, 2001/8
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Viel Prominenz aus der optischen Industrie und eine große Anzahl von Studenten und Ehemalige des Fachbereichs Augenoptik trafen sich zur Feierstunde in der Aula der FH Aalen (Juni 2001). In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Rektor der FH, Prof. Dr. Dr. Ekbert Hering daran, wie Prof. Diepes vor 20 Jahren als erster Professor in den Studiengang Augenoptik berufen wurde. Der Studiengang selbst hat also auch ein Jubiläum: er ist 20 geworden. Prof. Diepes ist es zu verdanken, dass dieser Fachbereich aus dem „Nichts“ eine bemerkenswerte Entwicklung erfuhr und somit heute zu einer weltweit anerkannten Institution herangewachsen ist.
Sein Buch „Refraktionsbestimmung“ – unter Augenoptikern kurz und mit Würde „die blaue Bibel“ genannt, erschien in der ersten Auflage bereits in den 70er Jahren und zählt auch heute noch zur wichtigsten Fachliteratur im Bereich der Augenoptik. Damals lehrte Heinz Diepes noch an der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln. So waren die ersten Festredner und Wegbegleiter auch ehemalige Schüler aus dieser Zeit. Manfred – Leo Müller, lange Zeit Präsident des ZVA (Zentralverband der Augenoptiker) und bis letztes Jahr der Präsident des World Council of Optometry eröffnete den Reigen der Festredner, gefolgt von den Diepes Schülern Gerd-Kurt Schwieren, heute Vizepräsident des ZVA und Vera Pfeifer, stellvertretende Vorsitzende der WVAO. Übereinstimmend erklärten diese drei, dass es die außerordentliche Persönlichkeit und enorme sachliche Kompetenz von Heinz Diepes war, die ihren eigenen Lebensweg bestimmend mitgeprägt hat.
Der Studiengang Augenoptik wurde damals zunächst nur ein Anhängsel des Fachbereichs Feinwerktechnik. Den Übergang von der „alten“ zur „neuen“ Zeit wurde von. Dr. Manfred Reichert vom Fachbereich Feinwerktechnik humorvoll wiedergegeben. Er erinnerte an die Anfangsschwierigkeiten, denn plötzlich waren die Techniker mit so exotischen Dingen wie physiologische Optik oder gar Biologie konfrontiert. So wurde die Augenoptik erst einmal von den anderen mit Argwohn beäugt.
Aber der Studiengang Augenoptik war sehr erfolgreich und äußerst begehrt. Die höchste Ausbildungsstufe im Augenoptikhandwerk war normalerweise der Erwerb des Meistertitels. Dieses einzigartige Studium der Augenoptik in Aalen bot in Deutschland den Einstieg in eine akademische Ausbildung zum Augenoptiker, die gleichzeitig den Absolventen die selben Rechte einräumte, wie einem Meister. Ein Dipl. Ing. (FH) der Augenoptik darf ein Augenoptikergeschäft führen und Lehrlinge ausbilden. Diese Exklusivität blieb ca. 15 Jahre erhalten. Erst seit kurzem ist es bekanntlich auch in Berlin und Jena möglich, ein Diplom in Augenoptik zu erwerben.
Der Erfolg der Augenoptik führte dazu, dass sie 1987 ein selbständiger Fachbereich wurde. Günter Hubrach blickte zurück auf 12 Jahre Rupp & Hubrach Preis der Augenoptik. Dieser Preis ist ein zusätzlicher Anreiz für Diplomanden, eine besonders gute Arbeit abzuliefern. Dieses Jahr kommt der Preisträger zum ersten Mal nicht aus Aalen, sondern aus Berlin. Aber das ist noch ganz geheim.
Nachdem einer der ersten Absolventen (Dipl. Ing. Wolf Dieter Müller, Zeiss Aalen) das Publikum durch „kleine Geschichten“ aus seinem Studentenleben zum Schmunzeln gebracht hatte und der 300ste Absolvent (Dipl. Ing. Dr. Gunter Löffler, ab September 2001 Dozent für Optometrie an der Glasgow Caledonian University in Schottland) einen Auszug aus seiner Studie präsentiert hatte kam Heinz Diepes selbst zu Wort. Er erzählte aus seiner Sicht über die erste Zeit. Die Erfahrungen von damals sind jetzt wieder hochaktuell, da die Augenoptik ab dem kommenden Wintersemester in den großen Fachbereich „Optik und Mechatronik“ eingegliedert wird.
Der Höhepunkt der Veranstaltung in der Aula war der anschließende Festvortrag, von Prof. Dr. Heinrich Bülthoff, Chef des Max Planck Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen über „Wie kommt die Welt in den Kopf?“. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Bülthoff hat ganz entscheidende Beiträge dazu geleistet, wie es das Gehirn schafft, sich aus einem zweidimensionalen Netzhautbild „im Kopf“ ein dreidimensionales Objekt zusammenzusetzen. Wenn wir uns zum Beispiel ein Foto eines Gesichts anschauen, dann können wir uns sofort den zugehörigen dreidimensionalen Kopf vorstellen. Jedenfalls sind wir in der Lage, mit großer Sicherheit eine seitliche Ansicht eines Gesichtes dem richtigen Bild zuzuordnen, auch wenn wir vorher nur eine Frontalansicht gesehen haben. Offensichtlich werden im Gehirn mögliche Ansichten aus der Erfahrung erzeugt. Dieser Prozess ist unter der Leitung von Prof. Bülthoff mit Rechnern simuliert worden. Aus einer Datenbank von inzwischen circa 300 dreidimensional eingescannten Gesichtern werden die Anteile herausgefiltert, die mit dem Foto eines Gesichtes übereinstimmen. Dann kann das dreidimensionale Bild aus den passenden Anteilen der Gesichter aus der Datenbank zusammengesetzt werden. In einer eindrucksvollen Animation zeigte er, wie aus einem Bild von Tom Hanks sein dreidimensionaler Kopf erzeugt werden kann. Die gezeigten verschiedenen Ansichten kamen dem Original erstaunlich nahe. Natürlich wurden in einem weiteren Beispiel auch verschiedene Ansichten der Mona Lisa gezeigt.
Prof. Lingelbach, der die Feierstunde moderierte, konnte zum Schluss etwas ganz außergewöhnliches ankündigen. Herr Diepes sollte zu diesem besonderen Anlaß auch ein besonderes Geschenk erhalten. Aber was? Die Freude von Heinz Diepes an optischen Phänomenen ist allseits bekannt. Wer im Internet nach optischen Täuschungen sucht, trifft schnell auf die Werke des Schweizer Künstlers Sandro Del-Prete. Zum Beispiel unter www.illusionworks.com oder www.visionfineart.com oder Sandro Del-Pretes eigener homepage www.del-prete.com . Auf dieser letzten Adresse erscheint unmittelbar „das gekrümmte Schachbrett“ und man wird über einen link zu seiner neuen homepage www.del-prete.ch geführt.
Es konnte als sicher gelten, das auch Herr Diepes von diesem Bild fasziniert sein würde. Das Werk gibt es als Lithographie in limitierter Auflage von 99 Stück. Dank der großzügigen Beteiligung vom ZVA, der augenoptischen Industrie und einiger Privatpersonen sollte dieses Bild als gemeinsames Geschenk für Herrn Diepes erworben werden.
Herr Bülthoff hatte seinen Vortrag trotz größter Terminschwierigkeiten aus Verbundenheit zum Institut für Augenoptik zugesagt und großzügig auf ein Honorar verzichtet. Was lag näher, als auch ihm einen Sandro Del-Prete zu schenken? So nah es auch liegen mag, es wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht Sandro Del-Prete die Bilder – gemessen an seinen normalen Preisen – zu einem wahren Freundschaftspreis abgegeben hätte. Dies war sein Geburtstagsgeschenk an Herrn Diepes. Es ist gewiss eine schöne Sache, ein solches Bild als Geschenk zu erhalten, aber wie können diese Bilder würdig überreicht werden? Das Erstaunen im Saal war groß, als Prof. Lingelbach unerwartet sagte „Sandro, das ist Dein Part“ und sich tatsächlich Sandro Del-Prete aus dem Publikum erhob, um den Empfängern die Geschenke zu überreichen.
Am Abend gab es für die Gäste eine Nachfeier in der Scheune von Elke und Bernd Lingelbach. Die „Scheunenfeste“ bei Lingelbachs im Sommer haben bereits Tradition und dienen als idealer Treffpunkt für Professoren, Studenten und Ehemalige. Auch zur Ausrichtung des 70. Geburtstages von Prof. Diepes haben sich die beiden, unterstützt von Studenten mächtig „ins Zeug gelegt“ und die Gäste wurden kulinarisch bestens versorgt. Neben einer „Salatbar“, an der sich auch eine Reihe von Studenten beteiligt hatten, gehörte auch unter vielem anderen das Brot aus dem eigenen Backhaus dazu. Besonderen Ansturm gab es an der „Pisco – Bar“, durch sie wurde die Kooperation mit der Augenoptik in Chile gewürdigt (DOZ 2001/6). Auch was die Unterhaltung betraf, waren alle zufrieden. Das lag einerseits an der gelungenen Mischung der Gäste und andererseits an den unzähligen Beschäftigungsmöglichkeiten, die die Scheune bietet. Durch die Mitarbeit der Studenten des Fachbereichs Augenoptik entstand in ihr im Lauf der Zeit ein kleines optisches Museum der besonderen Art.
Persönlichkeiten aus der Industrie, sowie Professoren und Studenten hatten Spaß daran, die zahlreichen Exponate zu bewundern und mit ihnen zu „spielen“. Zusammen mit ca. 250 Gästen feierte der Jubilar Prof. Heinz Diepes seinen Geburtstag bis in den frühen Morgen. Darunter waren auch alle Festredner, Prof. Bülthoff sowie Sandro und Yolanda Del-Prete. Nicht zu vergessen ein weiterer Ehrengast, Herr Stief, der das 3-D – Museum in Dinkelsbühl und das optische Museum Explora in Frankfurt betreibt.
Herr Hubrach hatte für Herrn Diepes noch ein weiteres Geschenk aus Bamberg mitgebracht: am Abend spielte die Band von Herrn Künastl, ehemals Mitglied der Bamberger Sinfoniker. Inzwischen hat er sich auf Unterhaltungsmusik verlegt. Von Klassik bis Jazz wurde alles auf allerhöchstem Niveau dargeboten.
Ein weiteres Highlight gab es sehr spät am Abend. Helmut Klotzbücher vom Kulturverein Laubach zitierte Gedichte von Heinrich Heine in einer ganz besonderen Atmosphäre: im schiefen Raum in der Scheune.
Die gelungene Feier endete im Morgengrauen und so mancher Gast war froh über den Shuttle-Bus, der ihn in dieser Nacht sicher nach Hause oder ins Hotel gebracht hat. Andere übernachteten lieber gleich im Bällchenbad.
Folgende Firmen und Personen haben sich am Geschenk für Herrn Diepes beteiligt und durch großzügige Spenden zum Gelingen von „Heinz Diepes wird 70“ beigetragen
aprithan – Abtsgmünd
ZVA
Zeiss – Aalen
Rodenstock
Rupp & Hubrach
Oculus
Hoya Lens Deutschland
Müller-Welt Kontaktlinsen
Sola Optical
Ciba – Vision
EDV – Optik – Partner
Metzler Mail Shop GmbH
IPRO
Hecht – Contactlinsen
Eschenbach
Schweizer – Optik
Brillen Müller
Thomas Kochniss
Peter Fanti, VISUS
Wolfgang Sickenberger, CIBA
Hans-Joachim Marwitz und Sandro Del-Prete
Autoren:
Marlene Wankmüller
Sven Kleinewiese
Jens Ehemann
Fachbereich Augenoptik, A8
Gartenstraße 133
73430 Aalen
MarleneWankmueller@addcom.de
Autor: Prof. Dr. Bernd Lingelbach