Science Street
Im Jahr 2001 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das „Jahr der Lebenswissenschaften“ ausgerufen. Unter anderem gab es vom 31. Oktober bis 8. November die Wissenschaftserlebnistage im Gürzenich, Köln. Während dieser Zeit lief als tägliche Veranstaltung die Science Street – Wissenschaft zum Mitmachen und Zuschauen. Es sollte Forschung zum „Anfassen“ – publikumsnah und kontrovers präsentiert werden.
Von ca. 50 Bewerbungen wurden 20 angenommen, darunter das Verbundprojekt vom Max Planck Institut für biologische Kybernetik in Tübingen, TdS (Turm der Sinne, Nürnberg) und das Institut für Augenoptik. Das Motto unseres Standes war „Turm der Sinne – Erleben, Staunen, Be-Greifen“. Wir waren mit einer Reihe von Objekten aus der Sammlung Leinroden dabei. Diese optischen Objekte wurden ergänzt durch Objekte zur Wahrnehmung durch die anderen Sinne. So gab es Beispiele von überraschenden Phänomenen zum Hören, Fühlen, Tasten und Riechen. Die Besucher der Ausstellung hatten die Möglichkeit, die einzelnen Stationen der Ausstellung zu bewerten. Die drei Erstplazierten bekamen vom BMBF gestiftete relativ hohe Geldpreise. Immerhin ist unsere gemeinsame Ausstellung auf Platz 2 gekommen.
Wir haben 15 000.- DM gewonnen. Da das Max Planck Institut auf seinen Anteil verzichtet hat, konnten sich das IfAA und der TdS den Preis teilen.
Besucher an unserem Stand science street no 10
Objekte zur Wahrnehmung optischer Phänomene
a) TWK 2002 (Tübinger Wahrnehmungskonferenz)
Zum fünften Mal organisierte das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Leiter: Prof. Dr. Heinrich Bülthoff, die „Tübinger Wahrnehmungskonferenz (TWK)“. Wieder zusammen mit dem TdS haben wir uns mit einer Ausstellung zu optischen Phänomenen beteiligt. Wir hatten natürlich den Ehrgeiz, nicht nur die bereits vorhandenen Stücke aus der Sammlung Leinroden mitzunehmen, sondern wir wollten auch etwas Neues bieten. Dank der Hilfe von einigen Studenten und von Olaf Schmidt sowie Reinhard Liebhäuser und Walter Schinko vom Fachbereich Augenoptik wurden in kurzer Zeit in der Scheune eine Reihe von neuen Modellen geschaffen (unter anderem dynamische Modelle zur Munker-White-Täuschung, zur Münsterberg – Täuschung, ein beweglicher Neckerwürfel, „pulsierendes“ Quadrat, rotierende (Hohl)maske) und große rotierende Scheiben. Besonders verblüffend war immer wieder der Beuchet – Stuhl.
b) Weitere Ausstellungen mit Objekten aus der Sammlung Leinroden und Erweiterung der Sammlung
Seit unserer Beteiligung mit einem Stand mit Objekten zu optischen Täuschungen anlässlich der Stuttgarter Sonnenfinsternis 1999 gab es (neben der TWK) eine ganze Reihe von Anfragen, ob wir uns an Ausstellungen beteiligen wollen. Während der Optica 2000 waren einige Stücke auf dem DOZ – Stand zu sehen. Einige andere beim Stand der FH-Aalen. Die Nürnberger Gruppe „Turm der Sinne“ hat sich für zwei Ausstellungen Objekte aus Leinroden ausgeliehen. Weiter gibt es Anfragen von Augenoptikern, die sich für besondere Anlässe, z.B. 50-jähriges Bestehen oder für ihren Stand während einer Gewerbeschau als Blickfang etwas aus der Sammlung ausleihen möchten.
Es sieht so aus, als sei hier ein neuer Dienstleistungssektor für die Augenoptik entstanden. Da die Sammlung inzwischen recht umfangreich geworden ist, werden zurzeit alle Objekte katalogmäßig erfasst und mit entsprechenden Bildern bzw. kleinen Videosequenzen unterlegt. Demnächst werden die Objekte auf der Homepage des Instituts (auf welcher Sie sich gerade befinden) zu sehen sein.
Wanderausstellung für den Südwestdeutschen Augenoptikerverband:
Optik Nerlich feierte im Oktober 2002 das 20 – jähriges Betriebsjubiläum. Aus diesem Anlass wurde eine Ausstellung mit optischen Phänomenen zusammengestellt. Die Ausstellung enthält etliche Poster, einen großen Zerrspiegel, anamorphotische Abbildungen, rotierende Muster und rotierende Masken. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert. Bis März 2003 sie bei Optik Westermayer in Bad Wurzach zu sehen.
Museum Ludwig in Köln:
Bis 6. Januar 2003 ist die Sonderausstellung „Sehmaschinen und Bilderwelten“, die Sammlung Werner Nekes zu sehen. Am Eingang zu dieser Sonderausstellung steht ein Ames – Raum, der baugleich mit unserem Ames – Raum in der Scheune ist. Er wurde nach unseren Plänen gefertigt.
Gabriele Siegel Stiftung (GSS):
Die GSS hat eine grössere Wanderausstellung zusammengetragen, die vom IfAA unterstützt wird. Zu der Ausstellung gehört ein mobiler Ames-Raum, der nach unseren Plänen entstanden ist.
Scintillation Grid Effekt.
Wie schon mehrfach berichtet, wurde diese Täuschung bereits vor 6 Jahren in Leinroden entdeckt. Der „Turm der Sinne“ in Nürnberg verwendet das Muster seit 2 Jahren als Logo. Inzwischen ist das Muster weit verbreitet und ist auch in neueren Büchern zu optischen Täuschungen zu finden. Es gehört inzwischen in vielen Museen der Welt zum Inventar, zum Beispiel im
– Explora in Frankfurt
– Technorama in Winterthur
– Glasgow Science Centre
– Exploratorium in San Francisco
Ausführliche Informationen und eine interaktive Seite zum eigenen Experimentieren mit dem Gitter finden Sie in unserer Sammlung Optischer Phänomene
Weitere Informationen finden Sie in dem DOZ-Artikel: Das Hermann-Gitter und die Folgen
Trägheit des Auges:
Dieses Objekt ist in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Elektronik als Studienarbeit bei Prof. Baeger entstanden. Äußerlich sieht es aus wie eine Leuchtstoffröhre, die vertikal an der Wand hängt. In Wirklichkeit besteht sie aus 64 Leuchtdioden, die einzeln von einem Computer angesteuert werden. Nacheinander werden die Spalten eines Bildes über die Dioden geschickt. Bei einer horizontalen Augenbewegung werden auf der Netzhaut nebeneinander die einzelnen Teilbilder „abgelegt“. Wenn die Augenbewegung hinreichend schnell ist, zum Beispiel bei einer horizontalen Sakkade, dann sieht der Beobachter plötzlich das Bild eines Auges, das beim anschließenden Fixieren wieder verschwunden ist.
oben: Unscheinbare Leuchtstoffröhre.
unten: Bei einer schnellen Augenbewegung (Sakkade) erscheint plötzlich das Bild eines Auges. Die bewegte Kamera fängt das versteckte Bild ein!
Autor: Prof. Dr. Bernd Lingelbach