Die Thatcher-Illusion

von: Bernd Dörband

Die Thatcher-Illusion wurde in den 80er Jahren mit Hilfe einer Fotografie der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher demonstriert und nach dieser benannt. Dr. Peter Thompson, Professor an der University of York, England hatte das Foto entsprechend bearbeitet. Er schnitt Augen und Mund aus dem Bild, drehte die Ausschnitte um 180° und kopierte sie erneut in das Foto.

Der überraschende Effekt besteht darin, dass diese Veränderungen auf die Schnelle nicht bemerkt werden, wenn das ganze Bild auf den Kopf gedreht wird. Erst wenn das Foto wieder in gewohnter Orientierung betrachtet wird, weiß sofort jeder, dass hier etwas in grotesker Weise nicht stimmt.

Im Verlaufe seiner Entwicklung bildet der menschliche Gesichtssinn offenbar Filter, die es ihm ermöglichen, blitzschnell feine Unterschiede in menschlichen Gesichter zu erkennen, z.B. die räumliche Anordnung von Augen, Mund und Nase, Form und Position der Lippen etc. Dadurch kann er Menschen sehr schnell und treffsicher unterscheiden. Allerdings funktionieren diese Filter nur, wenn die Gesichter in gewohnter Orientierung gesehen werden. Sobald ein Gesicht um 180° gedreht ist, wirken die Filter nicht mehr instantan. Man muss dann genauer hinschauen und seine Analysefähigkeiten wirken lassen, bis die Feinheiten bemerkt werden.

Außer Maggie Thatcher sind weitere Damen aus der Politik Opfer der grotesken Bildmanipulation geworden. Angela Merkel gehört dazu.1 Wegen Angela Merkels charakteristischen, nach unten gezogenen Mundfalten, ist möglicherweise auch im kopfstehenden Bild sofort klar, dass etwas nicht stimmt.

Im folgenden Beispiel wollten wir den Thatcher-Effekt bei vorhandenen Bart und Brille testen.

Zunächst das Original:

OTBild4
Bild 1

Dann das kopfstehende manipulierte Bild. Siehst auf den ersten Blick nicht dramatisch aus.

OTBild5Bild 2

Erst das zurückgedrehte Bild erschreckt uns in unangenehmer Weise.

OTBild6
Bild 3

Literaturverweise:

  1. Lingelbach: Die Thatcher Täuschung, Focus 2014_03, 55-56, Spangemacher-Verlag
  2. Lingelbach: The Barn. Perception 43(9), (2014) 833-839
  3. Link: http://www.perceptionweb.com/abstract.cgi?id=p7743